Im Jahre 1763 erschien in Göttingen die Dissertation „Conatuum praecipuorum theoriam parallelarum demonstrandi recensio“ von Georg Simon Klügel. Diese Dissertation, die unter Anleitung von Abraham Gotthelf Kaestner verfasst wurde (der übrigens Klügel auch seine große Bibliothek zur Verfügung stellte), gilt als ein bemerkenswerter Beitrag in der Geschichte des Parallelenproblems - diskutiert sie doch gut dreißig bis dahin bekannte Beweisversuche für das Euklidische Parallelenpostulat. Bei allen diesen Versuchen wird nachgewiesen, dass sie letztlich unbefriedigend sind. Insofern bietet die Klügelsche Dissertation einen hervorragende Quellenkritik, welche auch zeigt, wie sich allm ä;hlich – nicht zuletzt bei Kaestner selbst – die Ansicht durchzusetzen begann, das Parallelenpostulat sei möglicherweise gar nicht beweisbar. Bedauerlicherweise war die Klügelsche Dissertation bislang kaum zug ä;nglich; selbst die umfangreiche Quellensammlung von Paul St ä;ckel und Friedrich Engel enth ä;lt nur einen Hinweis auf diese „noch heute wertvolle Dissertation“ (S. 140). Im Folgenden findet der interessierte Leser eine deutsche Übersetzung des Klügelschen Textes, eine Edition des lateinischen Originals sowie das Original selbst (letzteres stammt aus der Staats- und Universit ä;tsbibliothek Göttingen). Herrn Dr. Martin Hellmann (Heidelberg) danke ich für seine sorgf ä;ltige Übersetzung und die Edition des lateinischen Textes. Diese Arbeit wurde durch eine finanzielle Beihilfe der Stummel-Stiftung am Fachbereich Mathematik der Universit ä;t Frankfurt ermöglicht; den Mitgliedern des Dekanats dieses Fachbereiches – den Kollegen Prof. Dr. Baumeister, Prof. Dr. Wolfart und Prof. Dr. Weidmann – danke ich für Ihr Entgegenkommen und Ihren Einsatz für mein Anliegen. Für Rückfragen stehen Herr Hellmann (martinellus@gmx.de) und ich gerne (klaus.volkert@math.uni-wuppertal.de) gerne zur Verfügung. Als Erg ä;nzung sei auf das Vorlesungsskript „Geschichte des Parallelenproblems“ einer gleichnamigen Vorlesung (WS 02/03) verwiesen, welches in der Bearbeitung von Dr. Maria Reményi demn ä;chst im Internet (Zugang über die Homepage von K. Volkert) zu finden sein wird.
 
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